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[Miszellen] Normen der Bühnenaussprache

Aufführungspraktische Miszellen

Normen der deutschen Bühnenaussprache in der Fachliteratur des 19. Jahrhunderts

Autor: Ulrich Thilo Hoffmann
Jahr der Veröffentlichung: 2021
Lizenz: CC BY-NC-ND 4.0

Den Beitrag finden Sie hier bei unserem Publikationspartner musiconn.publish

 

Zusammenfassung
Die deutsche Standardaussprache unterliegt heute relativ festen Normen, die zum großen Teil das Ergebnis langjähriger Bemühungen um eine überregionale Bühnenaussprache insbesondere im 19. Jahrhundert sind. An einer Erforschung historischer Aussprachenormen findet nicht nur die Sprechwissenschaft Interesse, sondern jüngst auch die Musikwissenschaft im Rahmen der historisch informierten Aufführungspraxis. Die Entwicklung der deutschen Standardaussprache ist seit Längerem Gegenstand der Orthoepieforschung der halleschen Sprechwissenschaft, Schwerpunkte waren bislang jedoch das 20. und 21. Jahrhundert. Ziel dieser Arbeit war es, Normen der deutschen Bühnenaussprache im 19. Jahrhundert in Form möglichst konkreter phonetischer Merkmale zu rekonstruieren. Dazu wurde eine Auswahl zeitgenössischer Publikationen verschiedener Disziplinen einer Inhaltsanalyse unterzogen, Aussprachenormen mit fachübergreifender Gültigkeit verglichen und konkrete Aussagen zu speziellen Anforderungen der Bühne einbezogen. Die Analyse zeigt, dass viele der damaligen Normen in zahlreichen Merkmalen mit der heutigen Standardaussprache übereinstimmen, besonders auf lautlicher Ebene jedoch mehr oder weniger prägnante Abweichungen zu finden sind. Dazu gehören differenziertere Unterscheidungen von Lauten bei geschriebenem <g> und von E-Vokalen, die durchgehende Verwendung des Zungenspitzen-R und das Fehlen von Elisions- und Assimilationsprozessen. Ausgehend von den Ergebnissen der Literaturanalyse wurden schließlich Überlegungen zur praktischen Anwendbarkeit der Aussprachemerkmale im Rahmen historisch informierter Bühnenprojekte angestellt. Der Aufsatz bildet den Auftakt zu einem umfassenden Dissertationsprojekt zur Bühnenaussprache des Deutschen im 19. Jahrhundert an der Abteilung für Sprechwissenschaft und Phonetik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Summary
The standard German stage pronunciation today is governed by relatively fixed norms, which are largely the result of many years devoted to establishing a supra-regional stage pronunciation, especially in the 19th century. Research into historical pronunciation norms is not only of interest to speech science, but also recently to musicology within the field of historically informed performance practice. The evolution of standard German pronunciation has been the subject of orthoepy research in the speech science department at Halle for some time, but until now the areas of focus have been on the 20th and 21st centuries. The aim of this work was to reconstruct norms of German stage pronunciation in the 19th century using the most specific phonetic traits possible. This involved a content analysis of a selection of contemporary publications from various fields, a comparison of pronunciation norms with interdisciplinary applicability, and the inclusion of explicit statements regarding requirements particular to the stage. The analysis indicates that while many of the norms from that time are consistent with current standard pronunciation in many respects, more or less striking deviations can be found, especially at the phonetic level. These include more differentiated distinctions of sounds in written <g> and of E vowels, the use of apical R throughout, and the absence of elision and assimilation processes. Lastly, based on the results of the literature analysis, considerations were made concerning the practical applicability of the pronunciation traits within the context of historically informed stage projects. The paper is the first part of a comprehensive dissertation project on stage pronunciation in the 19th century at the department of speech science and phonetics at Martin Luther University Halle-Wittenberg.
Translation: Jennifer Smyth

Reihe: Aufführungspraktische Miszellen, hrsg. von Kai Hinrich Müller. 2021 ff.

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